Du sehnst dich nach einer liebevollen Beziehung und bist seit Monaten oder Jahren allein? Du hast schon Beziehungsversuche gestartet, die dich mit extremen Gefühlen und Ängsten überrollte haben, so dass du (oder dein Partner) überfordert den Rückzug angetreten hast. Oder du hast einen Partner – aber Angst vor Nähe und kaum/keine liebevolle Sexualität.
Ich erzähle dir jetzt, weshalb ein Trauma die Ursache für deine Ängste sein kann und wie du trotzdem den Weg in die Liebe finden lernst.
Wenn Nähe mit einem Mann Angst auslöst
Du kennst das wahrscheinlich:
Du bist (d)einem Mann zusammen, den du sympathisch findest und so langsam kommt der Moment, wo ihr euch näher kommt. Je nachdem, wie langsam und einfühlsam dein Partner in dem Moment ist, kommt die Angst in dir wahrscheinlich eher oder ein wenig später. Eine einzige Berührung, z.b. ein Festhalten, ein Ranziehen, ein stürmischer Kuss kann bei traumatisierten Frauen innerhalb weniger Sekungen (und du hast keinen Einfluss darauf) inneren Rückzug, Erstarren und Angst auslösen.
Oder auch dann die wirkliche Sexualität, du hast Angst, du steigst aus, du bist vielleicht auch extrem aktiv und spürst dich selbst wenig.
Auch wenn du seine Lust, seine sexuelle Erregung spürst, kann das Flucht und Panik in dir verbreiten.
Es ist immer ein wenig anders, deshalb versuche ich jetzt dir einfach ein paar Beispiele zu geben…
Noch schwieriger wird es, wenn er wirklich erstmal nur liebevoll ist, und eine liebevolle Berührung dich antriggert. Das kann sogar ein harmloses über das Haar streichen sein – und dein Körper ist in höchster Alarmbereitschaft.
Was kannst du tun – und woher kommen solch heftige Reaktionen?
Bitte verstehe, lerne zu verstehen, dass dies Hinweise von deinem Körper sind, dass entweder du selbst oder deine Mutter/Großmutter etwas mit Nähe und Sexualität erlebt haben, was zuviel, zu schmerzhaft oder auch verboten war. Oft gibt es dazu keine Erinnerungen, deshalb weißt du es nicht und ganz oft kannst du es dir auch gar nicht mal vorstellen.
Ganz wichtig für dich zum Stabilisieren und Verstehen:
- was damals als Kind passiert ist, oder was deine Mutter oder Großmutter erleiden mußten, ist heute vorbei! Aber unserer Körper, unsere Trauma-Anteile (die kindlichen Anteile, die sich erinnern und in der Situation und im Alter von damals stehen und abgespalten sind) reagieren noch genauso
Falls du dich an sexuelle Übergriffe oder Gewalt bereits erinnern kannst:
- das wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Ursache für die heutigen Ängste in intimer Nähe sein, auch wenn du es als vielleicht „nicht so schlimm“ oder ist „schon lang her“ abgestuft hast
- auch wenn du sagst: „ich will damit nichts mehr zu tun haben“
Sind genau diese Wunden der Schlüssel für deine heutige Liebes- und Lustfähigkeit.
Unser heutiges Leben als heilsamer Hinweis, als Schlüssel für unsere verdrängte Vergangenheit:
Das was du nun unkontrolliert fühlst, deine Stimmungsschwankungen, oft sogar mit körperlichen Symptomen (Erkrankungen, Rheuma, Schmerzen im Körper, Erkrankungen im Unterleib, an der Brust, Essstörungen, Magersucht, häufige Schwäche, häufige Übelkeit, Platzangst, Panikattacken, Schlafstörungen, extreme Müdigkeit, Kontaktschwierigkeiten, sozialer Rückzug, Selbstverletzung wie z.b. Ritzen, Alkohol, Depression und BurnOut) können, das ist aber kein Beweis!, darauf hinweisen.
Puh – ist das viel!
Als ich nun über all die Symptome nachgedacht und sie für dich aufgeschrieben habe, ist mir wieder bewusst geworden, wie viel das doch ist.
Und welch große Tragweite es hat, wenn eine Frau, und vor allem ein kleines Mädchen (natürlich ist es auch bei Jungs und Männer genauso schlimm, in diesem Artikel bleibe ich aber heute bei den Frauen) sexuell berührt wird, wenn sie es nicht möchte.
Falls du als Kind sexuelle selbst Gewalt erlebt hast:
All das ist für die Psyche und für einen kindlichen Körper viel zuviel. Meist ist der Täter auch in der engsten Familie, wie z.b. Vater, Onkel oder Großvater was es noch schwieriger macht. Der fehlende Schutz von der Mutter ist nochmal ein eigenes schmerzhaftes Trauma für sich – dazu schreibe ich nochmal einen extra Artikel.
Es ist purer Stress, der so extrem anstrengend im Körper ist, dass die Psyche zum Überleben nur einen einzigen Ausweg kennt:
- Abspalten
- Verdrängen
- Verdrehen der Tatsachen (du hast dann vielleicht eine Illusion: es war doch alles gut)
- Krank werden, hilflos sein
- Oder eine extreme Kraft, Funktionieren, Ablenken entwickeln
Damit entstehen als Folge und zum Schutz neue, eigene Persönlichkeitsanteile – die wir (ich arbeite und schreibe hier auf der Basis der mehrgenerationalen Psychotraumatologie nach Prof. Franz Ruppert aus München) „Überlebens-Anteile“ nennen.
Zurück ins Heute – du sehnst dich ja nach einer liebevollen Beziehung mit nährender Nähe und Sexualität
Eine Liebesbeziehung im heute, oder einfach auch nur ein Kontakt mit einem Mann, bringen eine ganze Menge an Aufruhr in einer traumatisierten Persönlichkeit.
- Der gesunde Anteil 🙂 in dir ist aufgeregt und freut sich
- Die Überlebens – Anteile 😐 wollen weiter die Erinnerungen schützen und verhindern, also tun sie alles dafür, um die Beziehung und Nähe zu vermeiden (für die Überlebensanteile ist die Spaltung in uns die Lösung – das hat uns als Kinder gerettet)
- Die Trauma-Anteile 😥 in dir wollen endlich von dir gefunden und in den Arm genommen werden, sie sehnen sich nach deiner Liebe, nach deinem Mitgefühl und Verständnis
- und: das ihnen endlich jemand glaubt, sie gesehen werden.
Was kannst du tun – und warum sind die Erinnerungen so heilsam
Mein Weg in meine Heilung, dass ich jetzt gut schlafen kann, sehr oft ganz schmerzfrei bin, mich an meinem Leben freue, Nähe genießen und selbst steuern kann, und insgesamt viel klarer und fitter bin, ging nur über das Bewusstwerden, das Erinnern:
woher meine Ängste und all die anderen Gefühle gekommen sind.
Wie dir das gelingen kann:
Damit du dir selbst mehr vertrauen, damit du stabiler und liebevoller mit dir werden kannst, brauchst du Verständnis dazu, warum du so reagierst.
Aus der neu entwickelten Stabilität in dir kommst du dann in einen einfühlsamen Kontakt zu den kindlichen Trauma-Anteilen. Langsam und Schritt für Schritt.
Wenn deine Mutter oder Großmutter z.b. im Krieg sexuelle Gewalt erlebt hat
Dann kann es auch sein, dass du das 1:1 spürst. Oft sogar Vergewaltigungen im Krieg, die höchstwahrscheinlich nicht therapiert oder geheilt wurden, werden einfach weiter „übertragen“, bzw. wir als Kinder verbinden uns dann mit den Trauma-Gefühlen und Trauma-Anteilen unserer Mütter und Großmütter, weil wir Bindung brauchen.
Eine traumatisierte Mutter ist aufgrund ihrer eigenen Spaltung nicht in der Lage, gesunde Bindung und gesunde Liebe anzubieten – und wenn wir nichts von ihr bekommen können, verbinden wir uns mit eben mit ihren Erinnerungen und Gefühlen – ein Baby ist ja erstmal seine Mutter, da beginnt die symbiotische Verstrickung und dein „Ich“ kann sich nicht gesund, stark und voller Freude und Liebe entwickeln.
All dies kannst du lernen zu verstehen und zum Teil mit Begleitung und zum Teil mit dir selbst integrieren lernen. So entwickeln sich Selbstvertrauen, Klarheit, Liebe und Selbstwert im Kontakt mit dir ,mit deinem „Ich“ – als Basis für eine liebevolle und glückliche Beziehung.
Bei persönlichen Fragen bin ich gern da,
alles Liebe und Gute für dich.
Sabine
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