„Ich empfinde so große und starke Liebesgefühle für meinen Partner und trotzdem haben wir soviel Leid und Schmerz in der Beziehung, ich hänge fest und weiß schon seit Monaten keinen Ausweg“.
Dies habe ich nun schon öfter von Kundinnen genau so gehört und wir haben uns dann gemeinsam auf die Suche nach den Ursachen und vor allem einem Lösungsweg gemacht.
Eine Liebe, die plötzlich aufflammt, die groß und mächtig ist, die alles überdeckt, sogar die schmerzhaften Verhaltensweisen von unserem Partner (und uns selbst). Kennst du auch so etwas, dann könnte dir der folgende Text weiterhelfen, mehr Verständnis und Klarheit zu gesunder Liebe und zu einer schmerzfreien Beziehung bekommen.
Man fühlt sich ohnmächtig, ausgeliefert und die ganze Situation erscheint auswegslos.
Oft haben Paaren in solch leidvollen Beziehungskonstellationen schon vieles ausprobiert, viel Drama, Abhängigkeiten die extrem sind und manchmal gibt sogar Gewalt und Drohungen.
Was hat denn das mit Liebe zu tun und warum empfinden Menschen (Frauen und Männer gleich) trotz all dem Leid extrem starke Liebesgefühle und Sehnsucht nach genau diesem Partner, obwohl er sie verletzt?
Die Basis deiner Liebe
In meiner Arbeit nehme ich mir viel Zeit am Anfang, um möglichst genau zu verstehen, welche Erfahrungen die Kundin oder der Kunde bereits bis jetzt in seinem Leben mit Liebe und Liebesbeziehungen gemacht hat.
Und ich geh da ganz bis zum Anfang zurück.
Sogar bis vor deine Geburt!
Im Bauch unserer Mutter haben wir unsere ersten Kontakt Erfahrungen, werden wir geboren, geht diese Liebesbeziehung bestenfalls weiter und wir bekommen ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Wertigkeit durch all ihre Handlungen und ihre Gefühle (die ein Baby natürlich von klein auf spürt). Naja – das was ich da von Liebe und Geborgenheit geschrieben habe, hört sich fast an wie ein Märchen und ist leider nicht das, was viele von uns erleben mussten.
Wenn wir von Baby an keine einfühlsame, beschützende, beruhigende Liebe und Zuwendung erfahren haben, ist dies als kleinstes Kind schon schmerzhaft, ja, sogar größte Not im Körper und in der kleinen Kinderseele.
Die Erfahrung von schmerzhaften Beziehung mit großer Liebe hat oft ein ähnliches Muster im Elternhaus gezeigt:
es gab zusätzlich zu der Vernachlässigung durch die Mutter meist noch körperliche oder sexuelle Gewalt.
Gewalt zwischen den Eltern
ist für ein kleines Kind dann regelmäßig erschütternd, zuviel und angstauslösend – was wird denn aus mir oder was wird aus der Mutter – wenn der Vater sie schlägt.
körperliche Gewalt selbst erfahren
ist auch eine ständige Bedrohung, ein hoher Stresspegel (man weiß ja nie, wann wieder jemand explodiert, egal ob die Mutter, der Vater oder eine nahe Bezugsperson gewaltätig ist)
sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt
hier erlebt das Kind auch wieder Schmerz, Not, meist über einen längeren Zeitraum und es gibt wieder niemanden (vor allem die Mutter!) die das Kind schützen, lieben und so umsorgen würde – das es soetwas Schlimmes nicht passieren kann.
Was hat frühe erlebte Gewalt als Kind mit unseren Beziehungen im Erwachsen Leben gemeinsam?
Ich würde sagen: erstmal sogar alles. Alles – was wir in einer späteren Liebesbeziehung erleben, sind oft 1:1 die Gefühle, das Leid, das wir als kleinste Kinder aushalten und verdrängen mußten um zu überleben.
Ein Kind kann nicht so einfach weglaufen (viele probieren es ja trotzdem!), deshalb hat die Psyche einen Überlebensmechanismus für uns entwickelt:
Wir können dann in der Familie, in der Beziehung mit den Eltern, später in der Beziehung mit einem destruktiven Partner bleiben – es ist dann das, was wir, unser ganzes System kennt.
Ja, sogar die Ausbrüche an Streit, an Drama, an Gewalt ist bekannt, man ist es einfach gewohnt, immer wieder Stress und Panik in solch einem hohen Ausmass zu fühlen.
Und wo kommt jetzt die „große Liebe“ her?
Ein weiteres Tool von unserer Psyche, um die so schmerzhaften Beziehungszustände zu überleben:
wir fühlen dann statt dem Schmerz – L I E B E
weil die starke Liebe sich über den Schmerz legt und das ganz dann gefühlt „nicht so schlimm“ ist.
Wenn du aber als Kind (oder Erwachsener) geschlagen wurdest, missbraucht, belogen, benutzt: ist es trotzdem schlimm, schmerzhaft, oft haben wir ja sogar richtige Folgeerscheinungen davon (körperliche Erkrankungen, Platzangst, Panikattacken).
Weil wir ganz automatisch von unseren traumatisieren, verdrängten Kindern heraus wieder in so eine schmerzhafte Beziehung gesteuert werden und dann diese intensive Liebe uns überflutet. Diese Liebe ganz plötzlich, heftig, intensiv sich anfühlen und man ist dann nicht mehr in der Lage, normal, klar und realistisch die Situation einzuschätzen.
Ja, ich befürchte sogar (habe es auch bei Franz Ruppert im Vortrag über das Trauma der Liebe gehört) das sogar der Zustand vom
„extremen Verliebtsein“
auch so eine Liebesillusion ist, wo wir den Verstand verlieren ;-)…
Bei dieser starken Liebe in einer schmerzhaften Beziehung handelt es sich also um eine:
Illusion, die dazu diente, dir als Kind dein Überleben in deiner Familie zu sichern. Du konntest damals nicht weg und deshalb entstehen Illusionen: wir träumen dann, wir fühlen Liebe, obwohl das keine gesunde Liebe ist! Und dahinter steht leider eine schmerzhafte Wahrheit – es gab keine Liebe und wahrscheinlich ist dies in deiner Beziehung auch keine echte Liebe und du glaubst immer noch, nicht weggehen zu können. (Aber du kannst es lernen – deinen gesunden Weg und deine gesunde Liebe zu finden!)
Erwachsene Liebe
hört sich jetzt erstmal ziemlich trocken an und da ich selbst diese Erfahrungen auch durchleiden mußte, hatte ich lange keine Ahnung, was ist denn gesunde, erwachsene Liebe?
Und wie ist es möglich, aus solch schmerzhaften Beziehungen in eine nährende, konstruktive Beziehungsform zu gelangen?
mögliche Schritte:
- bei solchen Verdrehungen von Liebe und Schmerz steht eine größere Not dahinter – du wirst Unterstützung brauchen, von jemanden, der dies kennt und der dir da klar und empathisch helfen kann, bis du selbst klarer und kraftvoller wirst. Mir hat vor allen die Selbstbegegnungsform von Prof. Franz Ruppert „Aufstellen mit dem Anliegensatz“ zur Entwicklung und Stärkung von meinem gesunden Ich geholfen. Therapeuten und erfahrene Berater dazu finden sich in Deutschland und vielen weiteren Ländern –
- du stärkst damit dein „Ich“
- das Lesen von meinem Blog – hilft Verständnis zu Trauma und zu deinem Ganz Werden zu entwickeln
- das Lesen und Hören der Bücher und Vorträge von Franz Ruppert
- das Lernen von gesunder Liebe – wie könnte das Ausschauen? Ich selbst habe dann auch begonnen, mal glückliche Paare zu fragen – was machen die anderes, wie erleben sie Liebe?
- das Erkennen von weiteren Überlebensanteilen und Illusionen, auch dabei ist Unterstützung hilfreich
Nur du selbst kannst es schaffen, die Basis für gesunde Liebe in dir aufzubauen. Dies ist kein Wunder was einsetzt (Illusion!!!), wenn wir z.b. dem richtigen Partner begegnen.
Dies bedeutet Arbeit, Bewusstheit, vielleicht auch Therapie, Selbsterkenntnis und immer wieder die Bereitschaft hinzuschauen:
tut mir das, was ich tue, auch wirklich, wirklich gut.
Verletze, missbrauche ich jemanden anderen um mich selbst besser zu fühlen? (oder mich selbst…?!)
Gesunde Liebe
ist dann nicht mehr zu überschwenglich und die ganze Zeit megaintensiv. Es wird ruhiger, freundlicher, friedlicher und eine Form von Verlässlichkeit, Geborgenheit und stiller Freude stellt sich. Diese Liebe kann wachsen. Sie kann auch mal eine Auseinandersetzung vertragen und es ist sogar möglich, mit einer gesunden Liebe sich zu trennen, ohne in einem Kampf und Drama sich zu verlieren.
Wertschätzung wächst.
Verständnis stellt sich ein. Wir lernen dann, nachzufragen.
Wir lernen echtes Interesse am Anderen und echtes Interesse für uns selbst.
Es kann sein, das du dich nach langen Jahren der Gewalt (auch verbale, emotionale und vielleicht sogar körperliche Gewalt) erstmal verloren, leer und sogar gelangweilt in einer normalen Partnerschaft fühlst. Vielleicht seid ihr sogar beide auf dem Weg der Heilung von Liebe und Bindung in euch. Statt der Langeweile wird sich mit der Zeit eine tiefe Zufriedenheit und Zuneigung entwickeln – ganz bestimmt!
Du wirst wahrscheinlich dann sogar Kraft übrig haben und neue, eigen Kraft entwickeln, weil die ganz Opfer-Täterdynamik aus schmerzvollen Beziehungsformen wegfällt.
Was wolltest du schon längst mal tun?
Vielleicht kannst du mit dieser freiwerdenden Kraft und Liebe endlich deinen Körper mehr trainieren, deine Selbstständig auf Erfolgskurs bringen oder mit deinen Kindern spielen…was auch immer du dir wünscht!
Von ganzen Herzen wünsche ich dir die Kraft und die Ausdauer, dich auf diesen Prozess und Weg zu deiner gesunden Liebe einzulassen.
Sabine
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