Wie ein Trauma in der Psyche entsteht, welche Folgen es in deinem Leben hat und wie dir das Erkennen von Überlebens-Ich-Anteilen Hoffnung und Zuversicht geben kann.
Ich selbst kenne von mir Momente, wo ich ganz genau wusste, ich will mich so nicht verhalten. Aber ich konnte mein Verhalten und meine Gefühle nicht steuern. Die Gefühle in mir waren so übermächtig, dass sie mich entweder lahmgelegt haben, in Panik oder Wut versetzt und irre anstrengend waren.
Lange Jahre hatte ich eine Ich-Gefühl von:
- ich bin falsch
- ich bin verrückt
- ich schäme mich
- ich bin zutiefst wertlos und schlecht
Abwechselnd mit Handlungen, die dann ins Gegenteil schlugen:
- ich schaffe und kann alles
- ich bin ganz besonders gut/toll/…was auch immer 😉
- mir kann nichts passieren
- ich bin schon geheilt/fertig
- ich schaffe alles – was ich will.
Beides war im Nachhinein sehr anstrengend, so dass die Schwankungen der oberen Gefühle und Zustände wechselseitig mit den unteren Zuständen kamen. Dazwischen gab es Moment von Weichsein, bei mir sein, von Vernunft, von echtem Mitgefühl und Verständnis. Trotzdem kamen diese Zustände nach bestimmten Ereignissen in meinem Leben immer wieder – und ich war:
- handlungsunfähig.
Kennst du so etwas? Oder Ähnliches? Wie ist es bei dir?
Und in welchem Bereich hast du das Gefühl dich zu verlieren, dich so zu verhalten, wie du es eigentlich gar nicht willst?
und wo fühlst du dich verkehrt, falsch, ungeliebt, wertlos…und was es da noch so alles gibt.
Inzwischen, einige Jahre später, hat sich meine Gefühlslage viel, viel mehr stabilisiert. Und ich habe ein völlig neues, verbundenes und wertschätzendes Lebensgefühl in mir. Ich habe ein Ich entwickelt, womit ich mich (meistens ;-)) wirklich wohl fühle, und wenn ich mich nicht wohl fühle, kann ich die Situation anpacken, aushalten, verändern – was auch immer gerade dazu ansteht. Auch verstehen.
Wie du mit tiefen, zusammenhängen Verständnis für die Folgen von Trauma dein Ich stärken lernst
Die meisten meiner Kundinnen und Kunden fühlen sich hilflos, überfordert und der auslösenden Situation ausgeliefert wenn sie zu mir am Anfang in die Beratung kommen (oder anrufen, da ich viel übers Telefon arbeite). Mit der Zeit verändert sich dann in ihnen, sofern sie verantwortlich und ausdauernd dranbleiben, ihr eigenes Ich-Gefühl. Sie werden durch ihr Verstehen und ihr eigens Mitgefühl weicher, sich selbst und in ihren Beziehungen verständnisvoller. Mehr Nähe wird möglich und ein Gefühl von eigener Verbundenheit, Wertschätzung, Offenheit und auch eine gesunde Tatkraft stellen sich ein.
Wie kannst du dein Ich-Sein, dein Frausein, Muttersein und Mannsein auch so genießen und leben lernen?
Heute lade ich dich ein, dein Verstehen und Erkennen von Trauma zu schulen. Dies ist für mich ein erster Schritt in der eigenen Bindungs- und Traumaarbeit. Es ist für mich wie ein Lernen in der Schule, wo wir Rechnen und Schreiben als Basis lernten, genauso kannst du lernen – mit dir selbst verbunden und in deiner eigenen Identität zu sein.
In meiner Praxis und in meiner eigenen Heilung hat sich immer wieder gezeigt:
es reicht, wenn du wirklich tief verstehst.
es reicht, wenn du verstehen und fühlen lernen willst.

Trauma der Identität – Aufstellen des Anliegens nach Franz Ruppert – Ganz Ich Sein – Sabine Herm
Du brauchst Geduld, Mut, deine Fragen, deine Aufmerksamkeit und auch die Fähigkeit, bei aller Hinwendung zum Trauma, zur Kindheit, täglich deine Gegenwart angenehm, sicher und freudvoll zu gestalten. Auch das ist ein Lernprozess, da wir ja als Folge von Trauma dazu neigen, Stress, Überforderung, Einsamkeit, Ablehnung, Enge und Schmerz zu produzieren. Dazu findest du auch mehr in meinen Texte. Aber nun wieder zurück zu ersten Teil meiner Basis-Texte um Trauma zu verstehen und selbstbestimmt dein Leben leben zu lernen.
Beginnen wir mit der Theorie, auf der Basis der Identitätsentwicklung nach Prof. Franz Ruppert und meiner eigenen Erfahrungen. Franz Ruppert teil Traumata inzwischen in diese Stufen ein:
Trauma der eigenen Täterschaft
Trauma der Sexualität
Trauma der Liebe
Trauma der Identität
Meist greifen diese Traumata sogar ineinander, das nennen wir dann: Mehrfachtraumatisierung und es macht es auch so kompliziert. Und trotzdem kann es gelingen, vor allem, wenn du es schon gewohnt bist, dir Ziele zu setzen und etwas erreichen zu wollen – dass du dich auf dem Weg zu deiner eigenen Ich-Entwicklung machst.
Trauma der Identität – wenn die Psyche dich von deinem Ich-Bewusstsein trennt
Viele von uns haben Eltern, die selbst traumatisiert sind. Oft ist uns das gar nicht bewusst, weil es ja so „normal“ erscheint, dass sie so sind, wie sie sind. Traumatisierte Eltern ergeben automatisch traumatisierte Kinder und leider geben auch wir das Trauma weiter, solange wir nicht um uns selbst kümmern.
Eine gesunde Ich-Entwicklung bedarf ganz viel Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen. Ich muss z.b. als Mutter erkennen können: was will mein Kind. Wie geht es gerade meinem Kind. Wie fühlt es sich wohl. Was braucht mein Kind?
Ich muss in der Lage sein, für meine Emotionen und Bedürfnisse selbst so gut zu sorgen, dass ich auch Zeiten von Entspannung, Aufmerksamkeit und Freude meinem Kind gegenüber haben kann.
Oh je – werden sich bestimmt schon viele von euch jetzt denken. Ja – oh je. Es kann sein, dass du gerade gleichzeitig deine Eltern und ihre Haltungen/Handlungen vor Augen hast, wie auch dich selbst als Elternteil.
Oftmals wurden wir, vielleicht war es sogar „gut gemeint“, in irgendwelche Richtungen gezogen und geprägt. Manche von uns sind sogar in einem Klima von extremer Erwartung, Forderung, Strenge, Traurigkeit, Übergriffigkeit und Angst großgeworden. Bei manchen von uns gab es sogar von klein auf zusätzlich noch köperliche Gewalt.
All das ist für ein Kind äußerst schmerzhaft und in der Ich-Entwicklung sehr verwirrend.
Wenn die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Begabungen nicht erkannt, nicht gesehen, nicht gefördert werden –
Wie soll ich dann erkennen und fühlen – wer ich bin?
Nicht erkannt, nicht gesehen, nicht in meinen Wesen gewertschätzt zu werden – tut weh. Ist ein ständiger Schmerz an meiner Persönlichkeit, auch wenn ich noch ganz, ganz klein bin. So ein kleines Wesen hat auch schon Eigenheiten und Bedürfnisse, die es erfüllt braucht.
Psychischer und emotionaler Schmerz von dieser erlebten Ablehnung tut genauso weh, wie wenn wir geschlagen werden würden.
Genauso auch, wenn wir Eltern in ständiger Not, Angst, Depression und Überforderung erleben, auch das ist ein Umfeld für ein kleines Kind – was nicht zu verarbeiten ist.
Also: ich kann dann so nicht sein, also bewusst alles fühlen, erkennen und sein lassen, da lassen so wie es ist. Würde „ich“ das in dem Moment als Kind machen, wäre mein ganzes System an Stress und Schmerz so überfordert, dass ein Überleben nicht mehr möglich ist.
In dieser „Bedrohung“, was für vielleicht tägliche, kleine Handlungen sind, in ihrer Summe unzählig und oft sogar grausam ist, sind viele von uns aufgewachsen. Ja klar, und unsere Eltern vielleicht genauso. Und unsere Großeltern auch…
Spaltung ist dann die Rettung aus der Not – das Trauma der Identität entsteht
Die Psyche hat schon von klein auf den Rettungsmechnismus, den sie ganz automtisch einsetzt: sie spaltet uns innerlich.
Das Bewusstsein – direkt verbunden mit deinem Ich (in der Astrologie übrigens die Sonne!), deine Identität, verbunden mit einem guten Körpergefühl (Körper und Fühlen gehört in der Astrologie zum Mond) und Präsenz im Körper, verbunden mit Erinnerungen und einem gesunden Gegenwartsgefühl.
All das wird sozusagen abgespalten und verdrängt.
Ist das so verständlich? Hast du dazu Fragen?
Wie geht es dir, wenn du das liest?
Es entstehen Überlebens-Ich-Anteile zum Schutz, die dein Leben gestalten
Wenn alles „echte“ erstmal weg ist, entstehen neue Ich-Anteile, Franz Ruppert nennt sie: Überlebens-Anteile, die dann unser Leben gestalten. Diese Überlebensanteile sind nicht!! mit dem echten Fühlen und mit den echten Erinnerungen und Zusammenhängen in uns verbunden.
Ihre Aufgabe: sie sichern die Spaltung und verhindern unter allen Umständen die Erinnerung daran.
Dadurch leben wir in merkwürdigen Rollen, Persönlichkeitsanteilen, in Handlungen, die uns
- stressen
- traurig, einsam, krank machen
- keine Nähe und echten Kontakt zulassen
- uns oft überforden, in weitere Drama hineinführen
- nicht die Realtität und echten Zusammenhänge erkennen lassen.
Kennst du das? Oder kannst du es bei jemand anderen erkennen?
Da Traumata und der mögliche Ausstieg aus Traumabiographien so umfassend sind, gäbe es hier noch unglaublich viel zu erzählen und zu erklären. Ich werde nun in kleinen, hoffentlich gut verständlichen Schritten, mit meinen eigenen Worten und zahlreichen Erfahrungen aus meiner eigenen Trauma-Heilung und Beratungsarbeit, hier ein Basis-Wissen anbieten.
Meine Bitte:
wenn in dir nun Fragen, Gefühle, Erinnerungen, Zusammenhänge auftauchen – du bist von Herzen eingeladen, mir zu schreiben. Oder in Form meiner Angebot mit Einzelberatung oder den Workshops zu arbeiten. Auch wenn du nur eine Frage zur Aufarbeiten, zum Verständnis, zu dem Text hast – ich freu mich sehr.
Möge es uns immer mehr gelingen, ein gesundes, mitfühlendes Ich zum Wohle aller zu entwickeln. Möge es uns gelingen, immer mehr ganz ich zu werden und unsere Einzigartigkeit voller Freude und Liebe in Gemeinschaft zu leben.
von Herzen, Sabine