Wenn wir, z.b. als Kind einmalig oder öfter einer Situation ausgeliefert sind, die für unser Nervensystem, für unser Psyche NICHT zu verarbeiten ist, d.h. wir können dann auch nicht FLIEHEN oder KÄMPFEN, was ein gesunder Mechanismus wäre, dann rettet die Psyche unser Gesamsystem indem sie sich spaltet, dissoziert. Es entstehehn dann durch diese Spaltung:
Trauma-Ich-Anteile
Überlebens-Ich-Anteile
und es bleibt natürlich auch ein gesunder-Ich-Anteil, auch wenn der vielleicht erstmal schwach oder in Trance ist.
Im Trauma-Anteil werden die nicht zu verarbeitenden, schmerzhaften und überwältigenden Gefühle wie z.b.:
- nicht geliebt sein
- nicht willkommen sein
- nicht gesehen zu werden
- Angst
- Wertlosigkeit
- körperlicher Schmerz
- Scham, Ekel
- Bindungslosigkeit, wie z.b. totale Hilflosigkeit und Haltlosigkeit
zu dem Zeitpunkt, zu dem Alter exakt abgespalten und bleiben in der Überlebensangst und Not.
Die Überlebens-Ich-Anteile entstehen, um die Trauma-Anteile zu schützen und sie wollen auf gar keinen Fall mehr daran erinnert werden (dies ist eben genau der Schutz!). Sie sind manchmal auch in einer starken Opfer- und Täterhaltung. Auch dies dient erstmal zum Überleben und Schutz – allerdings ist gesundes Leben, wie Nähe, den Körper fühlen, Liebe und gesunde Freude empfinden, echte Beziehung zu leben aus diesen Überlebensanteilen nicht oder nur mit ständigen Schmerz, Ablehnung, Drama möglich.
Da ich selbst mehrfach traumatisiert war, kenne ich vieles aus eigenem Erleben und habe deshalb viel Verständnis und Mitgefühl, wie komisch, verzweifelt und falsch es sich anfühlt.
Viele sind sich schon bewusst, dass sie ein mögliches Trauma haben, weil sie z.b. sich an sexuelle oder körperliche Gewalt erinnern, manchen ist auch bewusst, dass sie ein Bindungs- und Entwicklungstrauma haben, weil die eigene Mutter entweder selbst sehr bedürftig, emotional und auch traumatisiert war. Und sie wollen schnellstmöglich ihr Trauma lösen, damit sie endlich befriedigende und erfüllende Beziehungen oder ein schmerzfreies Leben leben können.
Leider geht es nicht so schnell und auch nicht so direkt.
Aber – es ist möglich, das eigene Trauma zu erkennen, zu verstehen und es liebevoll und mitfühlend integrieren zu lernen. Und dann ändert sich auch vieles, was vorher so überfordernd, verzweifelnd und frustierend war. Wie z.b. der Kontakt und die Nähe zu einem Selbst, zu eigenen Körper, in der Liebesbeziehung, zu den eigenen Kindern oder Eltern. Oder im Beruf.
Die Hauptarbeit in meinen Beratungen besteht darin, liebevoll und klar, meine Kundinnen und Kunden zu einem gesunden Ich-Anteil zu führen. Sehr oft leben wir hartnäckig und sehr oft auch oft erschöpfende und frustrierende Art und Weise
aus den Überlebens-Anteilen:
- wir fühlen dann uns selbst und unseren Körper nicht
- wir begehen dann Handlungen, die dem Überleben dienen
- es gibt dann Verdrehungen, Verdrängungen, ungesunde Kompromisse, Verleugnungen
- wir sind dann sehr oft krank, erschöpft, einsam, oder abwechselnd extrem wütend und aktiv
Dies wirklich bei sich selbst zu erkennen – erfordert den größten Mut und die größte Weisheit: dienen doch diese Überlebensanteile und Muster als Schutz.
Oft muss dazu wirklich etwas aufgeben. wie z.b. eine destruktive Beziehung, die auf Halbwahrheiten, Verzicht und Unterwürfigkeit beruht.
oder die Beziehung zu den eigenen Eltern, wo du dich eventuell jedesmal wieder spaltest, wenn du dort bist. Das heißt, du kannst dich dann weder so geben noch so zeigen wie du bist. Oder eine Ernährungsform, die dir schadet. Süchte, Ablenkungen und vor allem:
zuviel Aktionismus und Arbeit.
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Darüber sprechen wir am Anfang ausführlich und du lernst:
bewusster und entspannter bei dir selbst in der Gegenwart anzukommen.
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Meist sind wir in der realen Gegenwart NICHT in Gefahr – und trotzdem fühlt es sich durch die mitschwingenden Trauma-Anteile oft so an.
Nein, es ist nicht lebensbedrohlich, zu beginnen, den eigenen Körper zu fühlen und anzunehmen. (vielleicht als Kind schon – und du hast Bedrohliches erlebt, auch wenn jetzt KEINE Erinnerung mehr da ist)
Es ist nicht bedrohlich, in einer ungesunden Beziehungsform mal NEIN zu sagen. (Und trotzdem kann dies Todesängste und Panik vom Verlassenwerden in dir Auslösen – als Folge v. Trauma)
oder mit dir selbst allein zu sein- genau dieses AlleinSEin und bei dir selbst bleiben zu können, kann mit der Zeit deine Bindung fördern.
Bindung ist die Basis für unsere Heilung – und das kannst du entwickeln lernen!
Nicht die Bindung an Überlebensmuster – sondern an uns selbst, an ein ICH, welches mitfühlend und klar und kraftvoll für uns selbst handeln kann.