Sich selbst ständig falsch, extrem wütend oder total hilflos oder ausgeliefert zu fühlen kann eine Folge von sexuellen Missbrauch als Kind sein. Dies ist kein Beweis, aber die natürliche Folge ist oft ein verdrehtes, verwirrtes und verstörtes Selbstwertgefühl. Wie es dennoch möglich ist, vor der aufdeckenden Arbeit deinen Selbstwert zu finden und zu stabilisieren, damit du dich selbst regulieren und unterstützen lernst, beschreibe ich im folgenden Artikel.
Da ich selbst dieses Trauma der sexuellen Gewalt als kleinstes Kind über Jahre erleiden musste, kenne ich viele der Folgen persönlich, genauso wie es mein eigenes Selbstwertgefühl gründlich zerstört und verwirrt hatte. Die Sehnsucht und auch die Bedürftikeit nach Liebe , hat mich die letzten 11 Jahre angetrieben, einen für mich machbaren Weg zu finden.
Am Anfang haben Wut, Verzweiflung und Ohnmacht mich unendlich viel Kraft gekostet, als die ersten Erinnerungen kamen. Leider hatte ich damals weder die Unterstützung der Traumaarbeit mit dem Anliegensatz, genauso wenig, wie die Unterstützung von Frauen, die ähnliches erlitten hatten und zusätzlich zur Traumaarbeit mit Körperarbeit in ihre Heilung gelangten.
Was ich heute anders machen würde – um mehr in meine Kraft zu kommen und zu bleiben
Ich habe mich damals als erstes auf die Erinnerungen und aufdeckende Arbeit gestürzt und bin von einem Extrem ins andere gerauscht. Rückblickend war dies ganz oft eine Überforderung für mich, für meine Trauma-Ich-Anteile und meinen Körper. Und natürlich war es in allererster Linie die Überforderung für mich als kleinstes Kind so hilflos so grausamer Gewalt, diese auch noch vertuscht und verdreht, ausgeliefert zu sein. Diese Überforderung erleben sehr viele meiner Kundinnen und Kunden auch.
Mittlerweile weiß ich, dass dies eine Trauma-ReInszenierung der eigenen Kind-Anteile ist, die endlich gefunden werden wollen. Außerdem kennt man ja nichts anders…genauso wie auch, das ständige switchen zwischen Opfer- und Täterhaltungen (Theorie und Arbeitsmethode auf der Basis von Prof. Franz Ruppert).
Nachträglich habe ich mit diesen Kämpfen und Übertreibungen(Täterhaltung), gepaart mit ständigem Kranksein und Hilflosfühlen(Opferhaltung), meine Kraft verloren und bin in meiner Spaltung (die als Schutz vor den Trauma-Erinnerungen und Überflutung dient) geblieben. Genau das wollen die Überlebens-Schutz-Anteile in dir: sie sichern die Spaltung und glauben fest daran, dass wir Erinnerungen nicht überleben würden.
Und das ist so wichtig zu verstehen:
als erwachsener Mensch können wir es sehr wohl aushalten und überleben, wenn die Gefühle, Zusammenhänge und Erinnerungen kommen.
Damit wir uns darin allerdings NICHT VERLIEREN brauchen wir dieses echte, authentische Selbstwertgefühl, dass aus der Entwicklung und Bindung mit einem gesunden ICH-Anteil in uns entsteht.
Gesunde ICH-Entwicklung
Heute begleite ich die Frauen, und manchmal auch Männer, die mit diesen Themen auf mich zukommen, so, dass sie zuerst die eigene ICH-Entwicklung und Selbstregulation entwickeln können. Ohne ein gesundes Ich, ohne einen Anteil in uns, der wirklich fähig zu realistischen einschätzen von Situationen und vor allem: von uns selbst ist – ist keine Trauma-Integration möglich.
Was macht denn einen realistischen und gesunden Selbstwert aus?
Um aus der Verwirrung und Verdrehung, die wir als Überlebens-Schutz bei sexueller Gewalt in Familien entwickeln müssen, wirklich heraus finden, brauchen wir den Wunsch und das Anliegen (hier gibt es als Unterstützung die Aufstellungsform mit dem Anliegensatz) uns selbst und uns vor allem realistisch erkennen zu können. Dies liest vielleicht jetzt so einfach, aber dieser Punkt und dieses Erkennen und diese gesunde Selbstwahrnehmung ist unglaublich schwer.
Ankommen in der Gegenwart:
Erst einmal fangen wir auch mit der Gegenwart an. Und immer wieder den Bezug zur Gegenwart, du lernst dich zu erden und zu spüren. Dies kann in der Beratung und auch in der eigenen ehrlichen Reflektion schmerzhaft sein – aber die Wahrheit über sich selbst in der Gegenwart bringt automatisch auch Kraft!
Für viele, und auch für mich, ist es ganz schwer zu begreifen: dass so früher sexueller Missbrauch nicht nur den Täter hat, der die sexuellen Übergriffe begeht, sondern auch eben eine Mutter, die nicht in der Lage war, liebevoll, schützend und einfühlsam zu reagieren.
Sonst wäre all das nicht passiert.
Meist haben Mütter selbst sexuelle Gewalt als Kind erlebt und erinnern sich nicht daran. Oder ihre Mutter, z.b. auch im Krieg.
Viele unserer Mütter und Großmütter waren zusätzlich zur Gewalt in der eigenen Familie auch noch der Gewalt und Not im Krieg ausgesetzt, wo es reihenweise Vergewaltigungen gab.
Verdrängen und Vergessen und nicht mehr drüber sprechen hat ihnen geholfen.
Leider gibt es eben immer noch diese Folge-Erscheinungen, viel öfter, als wir glauben. Oft sind dann Mütter „blind“ und setzten ihre Kinder der gleichen oder ähnlicher Gewalt aus und blenden es gleichzeitig wieder aus, wie damals.
Vielleicht kennst du es bei dir auch selbst, dass du in, gerade in nahen Beziehungen „blind“ bist, sei es mit einem vermeintlichen Liebespartner oder auch mit deinen eigenen Kindern oder Eltern. Oder „blind“ mit dir selbst!
Ganz wichtig:
ich möchte hier, vor allem wenn wir schon erwachsen sind, nicht von Schuldzuweisungen sprechen. Lange genug habe ich damit Kraft und Zeit verloren, sondern mir geht es darum, wie wir endlich Heilung finden, selbst verstehen und lernen können. Und natürlich haben Eltern mit Schuld und mit Verantwortung, aber für meine Heilung und für mein neues Lebensgefühl hat mir mein eigener Heilungsweg der Verantwortung, der Ich-Entwicklung und der Trauma-Integration geholfen.
Dafür brauchen wir ein tragfähiges und mitfühlendes VERSTÄNDNIS für uns als Kind, und für uns als Erwachsene.
Bewusstsein und Selbstwert entwickeln
Deine Fähigkeit, dich selbst klar und gesund wahrzunehmen, wächst mit der Bereitschaft, auch die volle Verantwortung für dein Leben zu tragen. Viele Frauen, mit denen ich arbeite, ist die Verantwortung und einzelne Erfolge schon in beruflichen oder privaten Bereichen gelungen.
Dies stärkt natürlich schon mal das Selbstwertgefühl und es erleichtert die wirkliche Traumaarbeit enorm.
Zu einem guten Selbstwertgefühl gehört vor allen Dingen:
- dass ich mich so wahrnehmen kann, wie ich jetzt bin,
- dass ich mich an meine Kindheit erinnern und Zusammenhänge zu meinem jetzigen Leben herstellen kann
- das ich jetzt und heute fähig bin, angemessen die WAHL und Handlungsfreiheit habe.
- das ich mir Hilfe und Unterstützung holen kann, wenn ich selbst überfordert bin
- das ich bei mir sein und bei mir bleiben kann – auch im Kontakt und in Beziehung – ich kann mich zeigen, wie ich bin
.
Was meine ich mit angemessen?
Wenn ich jahrelanger grausamer Gewalt ausgesetzt war und vielleicht noch nie eine wirkliche Partnerschaft oder sexuelle Nähe erlebt habe, dann ist vielleicht der Schritt und der Wunsch nach Beziehung zu groß.
Kleinere, Mini- Schritte sind:
- erstmal in Kontakt gehen zu lernen.
- Gesunde Beziehungsangebote auch wirklich zu erkennen.
Gerade hier gibt es ganz viele Illusionen und Verdrehungen, zu diesen Themen begleite ich dich gern im Einzelsetting und plane auch kleine Gruppennachmittage hier am Ammersee.
Auch wie:
• deine eigene, erfüllende, weibliche und nährende Sexualität zu entdecken.
Dabei deine Grenzen bewusst wahrzunehmen UND auszudrücken. Statt mit einem Partner während eines sexuellen Kontaktes aus zusteigen und es über dich ergehen zu lassen.
Auch dieses Thema der erfüllenden, gesunden weiblichen Sexualität kannst du gern mit mir persönlich besprechen und demnächst auch in kleinen Gruppen von Frauen gemeinsam erfahren ♥ (also nur in der Theorie und mit kleinen Anliegen-Aufstellungen, um dir näher zu kommen.).
Mini-mini-Schritte stärken deinen Selbstwert!
Frauen, die mit mir arbeiten, wissen, wie wunderbar es ist, diese kleinen mitfühlenden Schritte und Erfolge zu erleben. Rückblickend dann vielleicht auf ein halbes oder ganzes Jahr hat sich dann plötzlich das eigene Lebensgefühl komplett verändert:
wird gefühlt ein neues Leben möglich.
Immer angemessen an dem, was machbar für dich und wirklich GUT ist.
Wenn du jetzt spürst, dass du einen ersten, konkreten Schritt für dich mit meiner Unterstützung gehen möchtest, biete ich dir meine Erstberatung oder/und auch ein kostenfreies Infogespräch an. Ruf mich einfach an oder schreib mir, ich freu mich.
Von Herzen, Sabine
p.s. Bei körperlicher Gewalt können die Themen ähnlich sein, genauso wie wenn du „nur“ eine sexuell missbrauchte Mutter oder Großmutter erfahren hast.